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Kettensäge statt Hohlbeitl
Wie kommt man nun auf die Idee statt zu klassischem Bildhauerwerkzeug zur Kettensäge zu greifen – nun ein wesentlicher Faktor ist sicherlich die Geschwindigkeit. Hat man den „Dreh“ mal raus, so kann man in relativ kurzer Zeit viel überschüssiges Material loswerden und viel eher die Form der Skulptur erahnen. Dies wiederum wirkt nach eigener Erfahrung sehr motivierend. Auf der anderen Seite ergibt sich ein gewisser Reiz und Nervenkitzel aus der Tatsache – einmal unachtsam und die soeben bearbeitete Schnitzerei taugt nur mehr für den Brennholzhaufen oder vielleicht noch als Hommage an gewisse Werke von Pablo Picasso.
Gerade zu Beginn der „Schnitzkarriere“ gilt es Vieles ins Gefühl zu bekommen – wie reagiert eigentlich so eine Kettensäge, welche Unterschiede ergeben sich durch die Holzart, wann treffen sich zwei Schnitte so wie geplant, was ist mit welcher Säge bzw. Führungsschiene möglich. Figur um Figur gibt es neue Erkenntnisse.
Natürlich gibt es auch mal „Mißerfolge“ aber wie schon Thomas Alva Edison meinte “…ich bin nicht gescheitert, ich kenne nun 1000 Wege wie man Glühbirnen nicht baut…“
Aber nochmal zur Frage warum Kettensägen? Ganz ehrlich – Motorsägen sind einfach laut, schnell, kraftvoll, und machen jede Menge Spass!
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Mise en Place beim Schnitzen
Wenngleich mir von gewissen Personen gelegentlich unterstellt wird ein Chaot zu sein, so sehr liebe ich jedoch die Ordnung und Vorbereitung beim Erschaffen von neuen Figuren. Im Konkreten bedeutet dies – die Sägeketten sind frisch geschärft, die Tanks gefüllt, Maßband, Zirkel und Stift liegen bereit, Schleifwerkzeuge sind einsatzbereit und in meinem Bluetooth-Gehörschutz klatschen sich Künstler wie James Hetfield, Manu Chao und Eddie Vedder ab.
Aber auch im Kopf ist ein gewisses „Alles an seinem Platz“ für mich wichtig. Die Vorstellung von der fertigen Skulptur gepaar mit Überlegungen welche Schnitte welche Ebenen freilegen, was darf weg was muss an Holz bleiben. Tja und wer hätt`s gedacht – je genauer die Vorabüberlegungen desto leichter geht dann das Schnitzen von der Hand.
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Wieviele Sägen braucht man
Damit hat es seinerzeit begonnen – eine billige „Carvingkettensäge“ bestellt über einen bekannten Onlineversandhandel, ein Fichtenholzstamm und jede Menge Motivation. Kurzum man kann mit einer einzelnen Kettensäge eine Skulptur erschaffen aber…
die Säge ruht seit nunmehr 2 Jahren als Bastelprojekt in meiner Gartenhütte, da sie sich nach getaner Arbeit nicht mehr starten ließ – es bleibt somit beim altbekannten Sprichwort – wer billig kauft kauft doppelt. Die Möglichkeiten waren generell recht begrenzt da Carvingschwerter nun mal nicht für grobe bzw. große Schnitte geeignet sind.
Aktuell bin ich nunmehr mit 4 Kettensägen unterwegs und habe damit vorerst ein gutes Auslangen gefunden. Für die Groben Schnitte verwende ich eine Stihl MS261, mit ihren 50 ccm liefert sie genügend Power für dicke Eichenstämme. Gefolgt wird diese Säge mit 50cm Schwert von einer Stihl MS 180 mit einem „normalen“ Schwert in 35cm Länge. Hiermit lassen sich zwar immer noch gröbere Schnitte ausführen aber es kann bereits auch etwas feiner gearbeitet werden.
Eine “Carvinggarnitur“ von Cannon in 30cm Länge habe ich auf einer Stihl Ms 170 montiert. Die Spitze dieser Carvingführungsschiene hat einen Durchmesser von lediglich 2cm was bereits sehr feines Arbeiten zulässt.
Die letzte Motorsäge im Bunde ist eine Echo cs 281 WES, auch hier ist ein Carvingschwert verbaut. Diese Säge hat zwar etwas weniger Power als ihre Kolleginnen, punktet aber durch ihr geringes Gewicht von lediglich knapp über 3kg. Ermüdungsfreies, exaktes Arbeiten inklusive.
Nebst Motorsägen haben sich auch einige Schleifgeräte angesammelt. Winkelschleifer, Geradschleifer, Powerfeile und dergleichen befinden sich in meiner Werkzeugbox und kommen auch regelmäßig zum Einsatz.
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Der Baum aus dem die Träume sind
Es war die Eiche und nicht die Lärche…
In unseren Breiten wird zum Großteil Eichenholz für die Schnitzereien verwendet. Es neigt wenig zum Ausreißen bzw. Splittern beim Schneiden, hält von Natur aus lange auch im Freien den Fährnissen der Witterung stand und weist noch dazu eine sehr ansehnliche Maserung auf.
Nußholz, von den Eigenschaften genauso gut geeignet, ist leider wesentlich schwerer zu bekommen bzw. hat auch einen deutlich höheren Preis. Die unterschiedlichen Farbgebungen von fast schwarz über dunkle Rottöne bis hin zu schneeweiß rechtfertigen jedoch die Mehrkosten. (siehe Meeresschildkröte oder Löwenkopf)
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Sicherheit
Auch wenn hier zum Schluss erwähnt – Sicherheit sollte an erster Stelle stehen. Das Kettensägenschnitzen ist zwar bei weitem nicht so gefährlich wie viele annehmen wollen, es gilt aber natürlich alles Mögliche zum Selbst- und auch Fremdschutz zu tun und wie bei so vielen Dingen im Leben konzentriert an die Sache heran zu gehen.
Schnittschutzhose oder entsprechende Schnittschutzchaps (Beinlinge) sollten selbstredend angelegt werden. Schutzeinlagen in diesen Hosen werden bei etwaigem Kontakt mit der Sägekette in die Kettensäge eingezogen und bringe die Kette binnen kürzester Zeit zum Stillstand.
Es liegt in der Natur der Sache – Kettensägen sind mit rund 115 Dezibel recht laut. Gehörschutz ist somit auch ein „Musthave“. Wie im Bild zu sehen gibt es diesen nunmehr auch mit Radio bzw. Bluetooth-Funktion und liefert somit beim Schnitzen die gewünschte Musik – wird von mir zwar nicht immer aber doch sehr oft genutzt, um beim Tanz mit der Motorsäge den richtigen Soundtrack im Ohr zu haben.
Sägespäne und Staub finden ihren Weg und zwar auch Richtung Augen und Nase/Mund – klar Schutzbrille oder Visir sind hier angebracht sowie eine vernünftige Staubschutzmaske.
Abgerundet wird das Sicherheitspaket bei mir noch durch Sicherheitsschuhe – auch diese stehen mittlerweile in Ausführungen zur Verfügung, welche nicht gleich an Orthopädische Schuhe erinnern und einen sehr angenehmen Tragekomfort aufweisen.